Hermann Löns
Eine der bedeutenden Deutsch Kroner Persönlichkeiten
ist Hermann Löns. Zwar wurde
er am 29. August 1866 in Kulm geboren, aber die für seine spätere
Arbeit prägende Jugendzeit hat er in Deutsch Krone verbracht. Hermanns Vater, der Oberlehrer Friedrich (Fritz) Löns, lehrte am Kulmer Gymnasium. Er stammte aus dem Kreis Gelsenkirchen, die Mutter aus Paderborn. Hermann war das erste Kind der jungen Lönsfamilie. Nach einem Jahr wurde Fritz Löns nach Deutsch Krone
versetzt, so daß die Familie dorthin übersiedelte. Hier blieb Hermann
Löns bis zu seinem 18. Lebensjahr, verbrachte hier eine ungebundene
Jugend und besuchte das - später nach ihm benannte - Gymnasium. Er war von Kindesbeinen an ein Freund des Waldes und
des Wildes und sagte von sich selbst: „Schon als winziges Kind war
mein größtes Vergnügen, den Fliegen am Fenster zuzusehen. Mit fünf
Jahren lockte mich eine tote Maus mehr als ein Stück Kuchen.“ In den
Wäldern rund um Deutsch Krone hat er die vielen Vogelarten der Gegend
genau beobachtet und aufgezeichnet, und schon als Obersekundaner führte
er eine Studienkommission der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft
Danzig in die Fauna des Deutsch Kroner Landes ein. Im Jahre 1884 wurde Fritz Löns nach Münster
versetzt. In der neuen Umgebung packte den jungen Löns zunächst das
große Heimweh, davon zeugen mehrere Gedichte. Bedauernd bekannte er:
„Ich vermißte den heilsamen Ostwind." Schon kurz nach dem Umzug
schickte er dem Provinzialmuseum in Danzig eine umfangreiche
wissenschaftliche Arbeit, die den Titel trug: „Verzeichnis der von mir
in der Umgebung von Deutsch Krone beobachteten Vögel. Deutsch Krone, im
Juni 1882. H. Loens, Schüler der Obersekunda.“ In diesem Werk hatte
er 134 Vogelarten beschrieben, um damit zu beweisen, daß Deutsch Krone
der vogelreichste Kreis Deutschlands war. Noch vor seinem Abitur entdeckte er eine neue
Schneckenart. Anschließend studierte er auf Drängen seines Vaters
Medizin, beendete das Studium aber ohne Abschluß und stieg ins
Zeitungsfach ein. Eine kurze Zeit war er in Kaiserslautern, Gera und
Hamburg. 1892 wählte er Hannover als Wohnsitz, heiratete 1893, ließ
sich 1901 scheiden, ging 1902 eine neue Ehe ein, wurde aber 1911
abermals geschieden. In Hannover war er Redakteur beim „Hannoverschen
Anzeiger“, bei der von ihm mitbegründeten „Hannoverschen
Allgemeinen“ und beim „Hannoverschen Tageblatt“. Zwischendurch war
er zwei Jahre lang Schriftleiter der „Schaumburg-Lippischen
Landeszeitung“ in Bückeburg. Seine Artikel waren für die Leser ungewöhnlich. Er
kritisierte vieles und nahm kein Blatt vor den Mund. So wurden seine
unter dem Pseudonym „Fritz von der Leine“ und später „Ulenspeigel“
gekennzeichneten Plaudereien mit Begeisterung gelesen. 1909 gab Löns seine Tätigkeit als Redakteur auf,
wurde freier Schriftsteller und beschäftigte sich verstärkt mit
naturwissenschaftlichen Studien. Durch seine Forschungen hatte er seine
Liebe zur Lüneburger Heide entdeckt, um deren Erhaltung er kämpfte. Löns
liebte die einsamen Landstriche der Heide. Durch seine enge Bindung an
diese Landschaft und ihre Bewohner entstand seine echte Heide- und
Liebeslyrik, so daß er schnell als „Heidedichter“ bekannt wuirde.
Er war bald der bekannteste und sachkundigste Tiererzähler. In allen
seinen Werken erwies er sich als Meister der genauen Naturschilderung,
aber auch als Schöpfer beliebter Balladen, Romanzen und Lieder mit
Volksliedcharakter (z.B. „Der kleine Rosengarten“, 1911). Viele
Komponisten haben seine Texte vertont, am bekanntesten sind die Melodien
von Professor Fritz Jöde. Doch Löns beschränkte sich nicht nur auf das
Schreiben von Büchern und Liedern, sondern war auch ein bedeutender
Verfechter des Heimat-, Natur- und Landschaftsschutzes. Leidenschaftlich
und zugleich wissenschaftlich fundiert hat er sich dafür eingesetzt, die Natur
zu erhalten, nicht zurückzudrängen, nicht zu gefährden. In
zahlreichen Aufsätzen, Erzählungen und Gedichten trat er für diese
Gedanken ein, und 1901 gehörte er zu den 12 Gründern des Heimatbundes
Niedersachsen. So war es nur konsequent, daß er 1906 Leiter der
Staatlichen Stelle für Naturpflege in Preußen wurde. Doch hat er den Höhepunkt seiner Anerkennung nicht
mehr erleben können, denn er fiel, 48 Jahre alt, als Kriegsfreiwilliger
am 26. September 1914 in der Nähe von Reims. Seine sterblichen Überreste
wurden 1935 nach Deutschland gebracht und im Wacholderhain bei
Tittlingen in der Lüneburger Heide beigesetzt. Dort wurde ihm auch ein
Denkmal und als Grabstein ein großer Findling mit der Aufschrift
„Hier ruht Hermann Löns" errichtet. Da die nationalsozialistische Kulturpolitik ihn zum
Wegbereiter und Zeugen ihrer eigenen Ideologie stilisiert hatte, wurde
es nach 1945 eine Zeitlang still um Hermann Löns. Als jedoch 1964 das
Urheberrecht an seinen Werken erlosch, wurden viele seiner Bücher neu
herausgegeben. Inzwischen dürfte die Gesamtauflage der Lönswerke rd.
10 Millionen betragen. Werke (Auswahl): „Mümmelmann“, „Was da
kreucht und fleucht“, „Mein buntes Buch", „Mein braunes
Buch", „Mein grünes Buch", „Mein blaues Buch",
„Der Wehrwolf“, 1910, „Der letzte Hausbur“, 1909, „Dahinten in
der Heide“, 1910, „Das zweite Gesicht“, 1912 |