Ein notwendiges Wort voraus!

„Wie vieles ist von dem geschwinden Strom der Zeit weggespült, was damals noch fest und lebendig stand. Wie vieles heißt man uns hassen, was wir damals noch liebten. Wie vieles verachten, was wir damals ehrten. Wie vieles nichtig ansehen, was uns damals herrlich deuchte.“ E.M. Arndt

Diese Seiten sollen helfen, die Erinnerung an den zweitgrößten preußischen Landkreis, seine früheren Bewohner und deren Kultur, ihren Fleiß und ihre unerschütterliche Heimatliebe fern aller revanchistischen Parolen wachzuhalten. Getreu der Charta der Vertriebenen, die schon im August 1950 verabschiedet wurde, wo es heißt:“ Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung“, aber auch eingedenk des unumstößlichen Grundsatzes, daß nur Gerechtigkeit und Wahrheit auf Dauer Frieden schaffen, soll auf diesen Seiten an die Landschaft, die Städte und Dörfer, deren Geschichte und an die Menschen erinnert werden, die dieses Land vor Jahrhunderten in mühevoller Arbeit und nie erlahmendem Fleiß kultiviert und bis zu Flucht und Vertreibung als ihre einmalig schöne, unvergessene Heimat bewohnt hatten.
Zugleich wollen wir unseren Nachkommen, aber auch allen jenen, die in der Vergangenheit kaum Kenntnis von dieser still-schönen, von Hermann Löns so zauberhaft beschriebenen pommerschen und westpreußischen Landschaft hatten, zeigen, wo unsere Wurzeln liegen und dadurch helfen, das Andenken an eine der einstigen ostdeutschen Provinzen und deren Kultur zu bewahren.


                                                                     

 
BEI UNS ZUHAUSE

Gebet

WIR SAGTEN DAMALS NICHT „AUFWIEDERSEHN“
WIE DÜRFTE TREIBHOLZ JE AUF HEIMKEHR HOFFEN! –
WIR LIESSEN TÜR UND TOR SPERRANGELOFFEN
UND ALLE SCHRÄNKE UNVERSCHLOSSEN STEHN.

So ich, o HERR, denn muß zugrunde gehen.
Zerbrochen, krank, ein Spiel und Spott der Welt,
Laß mich noch einmal meine Heimat sehen,
Eh’ mir der Hammer aus den Händen fällt.

WIR BLICKTEN NICHT ZURÜCK DURCHS DÄMMERGRAUN.
FREMD LAG IM FROST DAS LAND, DURCH DAS WIR TRECKTEN.
VIELLEICHT, DASS SICH DIE BIRKEN HÖHER RECKTEN
AM GARTENGRABEN, UM UNS NACHZUSCHAUN.
 

Laß mich das Land, den hohen Himmel schauen,
Der nirgends sonst so hell und heilig ist.
Zeig mir den Strom, die gold’nen Weichselauen,
Wo ich gelebt, gelacht, geweint, geküßt.

VIELLEICHT BOT UNSER GIEBEL UNVERWANDT
DEM SCHNEESTURM TROTZ, - IHR WISST SCHON, WAS ICH MEINE –
BEI UNS ZUHAUSE REDEN AUCH DIE STEINE,
UND REDEN DEUTSCH. DENN STEINE HALTEN STAND.
 

Das schmale Haus, darin ich einst geboren,
Und klein und bloß und Kind gewesen bin.
Führ mich im Traum zu den versunk’nen Toren
Und zu den Märchen meiner Jugend hin.

DAS DAMALS STARB. WIR HABEN UNS GEFÜGT,
ERWARBEN WIEDER, WAS ALLHIER ERWERBLICH.
UND DOCH, GLAUBT MIR: GELIEBTES BLEIBT UNSTERBLICH,
WENN MAN SICH NICHT MIT SCHALEM TROST BEGNÜGT.
 

Die Brunnen laß, die blaue Brandung rauschen,
Die grünen Linden und das Mühlenrad.
Laß mich im Korn dem Lied der Lerche lauschen,
Den dunklen Glocken über Dorf und Stadt.

JAHRZEHNTE STERBEN. NÄCHTE NAHN UND GEHN.
BEI UNS ZUHAUSE REDEN AUCH DIE BÄUME –
ICH HÖR SIE DEUTLICH, - GLAUBT NICHT, DASS ICH TRÄUME –
SIE SAGEN IMMERZU: „AUFWIEDERSEHN“.

Gib einen Tag, ein Herz nach meinem Herzen,
Und eine Handvoll blanker Sterne dann,
Und zünde nachts an ihrem Licht wie Kerzen
Die alten Türme überm Hafen an.

Gertrud von den Brincken


Vergeß’nen Freunden will ich noch begegnen
Dort auf dem Hügel, wo die Kreuze sind.
Und Faust und Pflug und Netz und Wiege segnen
Und jeden Halm und jedes Gras im Wind.

 

Und niederknien und aus den Händen schlürfen
Den Tau der Welt. Und danken dem Geschick,
Daß ich hier einmal habe leben dürfen,
Daß ich den Weg nach Hause fand zurück.

 

Dann sende mir, wie einer morschen Erle
Am See den Blitz. Grab mich im Sande ein.
Laß meine letzte Träne eine Perle
Am Mantelsaum der lieben Heimat sein.

  Martin Damß

Märkisch Friedland
Märkisch Friedland

Am Radaunensee im Klotzow

Es taucht aus rabenschwarzer, stiller Flut
Die dottergelbe, stolze Wasserrose;
Des Fliegenpilzes feuerroter Hut,
Der leuchtet grell aus sammetgrünem Moose.

Die düstern Kiefern stehen stramm und steif,
Zum Wasser bücken sich die schlanken Birken;
Durchs Unterholz zieht schwer ein Nebelstreif
Und läßt die weißen Birken zaubrisch wirken.

In wolkenloser, dunkelblauer Höh'
Kommt müden Flugs ein Reiher hergezogen.
Für einen Abend am Radaunensee
Gäb' ich den Rhein mit seinen goldnen Wogen.

Hermann Löns, 1891

Deutsch Krone
Stadt Deutsch Krone

Tütz
Tütz

Jastrow
Jastrow

Schloppe
Schloppe

Letzte Aktualisierung: 16.09.2011