|
Das
Ganze ist mehr als die Summe der Teile
Als ich vor einigen Tagen eine
Wanderung mit Freunden unternahm, da sahen wir mit empörtem Erstaunen
Fledermauskästen mit starken Nägeln an alten Linden und Erlen
angeschlagen. Was geschieht da? Wer handelt um einer guten Sache willen
so rücksichtslos? Nicht weit davon sterben zu
Hunderten die Erlen im Bruch am Rande des Naturschutzgebietes, weil bis
zu 1ooo Kormorane hier rasten, nisten und jagen, die nun nicht mehr
sinnvoll begrenzt werden dürfen. Auf den Seen machen sich tausende
Schwäne in einer Art Wohlstandsverwahrlosung breit, sommers und winters
von „tierliebenden Menschenscharen“ überfüttert, so daß die frühere
Vielfalt der Taucher, Seeschwalben, Rallen, Enten und Gänse keine
Brutgelegenheit mehr haben, denn gleichzeitig sind die dichten
Rohrwälder an den meisten Seen infolge der Wasserverschmutzung
verschwunden und über die verbliebenen Inseln dieser besonderen
Brutstätten wachen die großen, ehemals so majestätischen Vögel
eifersüchtig. Nebelkrähenscharen und Elsternflüge
zehnten Rebhuhn und Rotkehlchen, vernichten die Gelege der Boden- und
Heckenbrüter, weil kurzsichtige, einseitige Naturschutzbetrachtung und
die Demagogie einer Minderheit, die vom geschlossenen Kreislauf der
Natur faselt, ohne diese Natur ganzheitlich zu verstehen, einer
sinnvollen Steuerung der Krähen und Elstern den Kampf angesagt und
unbedarfte Parlamentarier zu unwissenden Handlungsgehilfen korrumpiert.
Deshalb und auch aus anderen Gründen, muß ein Wort zur Jagd gestattet
sein:
„Und wenn es nicht ums Jagen wär,
als früh im Wald zu streifen, zu lauschen wie der Kuckuck ruft, und wie
die Finken pfeifen, zu atmen frischen Tannenduft und taugekühlte
Morgenluft - -.“
Das hört sich so schön an, war einst
und vielleicht hier und da auch noch heute ehrlich gemeint, aber:
es stimmt meistens nicht mehr, besonders dort stimmt es nicht mehr, wo
Macht (die Macht des Geldes oder die der Ideologie) regiert. So läßt
sich das aus dem Gefüge gekommene, durch menschliche Fehler ins
Mißverhältnis geratene Wildpotential nicht mehr beherrschen. Ob Eigennutz und Geltungsdrang
wohlhabender Jagdkrösusse oder der Geltungsdrang und die Herrschsucht
politischer Möchtegerne bestimmte Wildarten im Überfluß halten und Wald
und Landschaft stören und zerstören lassen, ob im Bayrischen Wald oder
den Staatsjagden Mecklenburgs sich die Schäden häuften und Wald zerstört
und das natürliche Gefüge zerrüttet wurde, bleibt am Ende egal. |
|
|
Die von Menschen gemachte Zerstörung
kann nur vom Menschen mit Vernunft und nachdrücklicher, weitreichender,
das Ganze berücksichtigender, von Geld und Ideologie freier Handlung
wieder ausgebessert, kaum je wieder beseitigt werden. Nur mit einer
einsichtigen, bewußten Jagd, mit einem Jagdsystem, das das passionierte
Können bei gleichzeitiger Achtung vor der gesamten Schöpfung jagen läßt
und den Einzelnen gegenüber dem Ganzen in die Verantwortung nimmt, das
die naturkundlichen Fähigkeiten und die biologischen Kenntnisse im
jagdlichen Können zusammenfließen läßt, nur so läßt sich die Grundidee
der Brüllschen Jagdpyramide und damit eine praktisch gedachte,
sinnvolle, naturgerechte Jagdwirtschaft wie Ethik dauerhaft
verwirklichen. Wieviel Wild in welcher
Zusammensetzung die Landschaft ökologisch verträgt, ist allein wichtig,
nicht zuerst die physiologische oder biologische Wilddichte, die meist
für jede Art gesondert betrachtet wird, so wichtig sie für die Planung
der notwendigen Regulierung auch sein mögen. Da gibt es ganz und gar
Scheinkundige, die Bär und Wolf wieder an die Spitze der Pyramide setzen
wollen und den Wisent in freier Wildbahn ansiedeln möchten. Wohlgemerkt: in Mitteleuropa, in dem
von Autobahnen, Schnellstraßen, Siedlungen, Städten und Intensivkulturen
überdeckten Land und nicht etwa in den noch urwaldhaften Regionen
Nordosteuropas; welch kenntnisarmer Blödsinn. Andere
Möchtegern-Naturschützer sprechen – und nicht einmal heimlich – vom
Vergiften der überhöhten Bestände, wieder andere wollen alles sich
selbst überlassen und das zu einer Zeit, in der wir Menschen seit
längerer Zeit so nachhaltig und unklug die Zusammenhänge verändert
haben, daß wir „Schmetterlinge mit Beißzangen“ anfaßten oder
„Armbanduhren mit Vorschlaghämmern“ reparierten. Ein ganz findiger
Zoologe will gar das überzählige Wild an Fütterungen erlegt wissen, ganz
so, als hätten das nicht andere Auch-Jäger schon vor ihm praktiziert,
ebenso, wie es Schießer noch immer machen. Jäger müssen in der Zukunft ein
Glied in der großen Naturgemeinschaft sein, nicht isoliert, nicht
elitär, keine Besonderheit – aber auch nicht beschimpft oder verschrien.
|
|
|
Sie müssen nicht nur Naturschützer
heißen, sondern das in aller Deutlichkeit auch sein. Und sie müssen
diese notwendige Wandlung glaubhaft beweisen. Dann kann Verantwortung für eine
große Gruppe von Tieren und Pflanzen dauerhaft übernommen werden. Bewahrung und Regelung der
Artenvielfalt wie der mannigfaltigen Beziehungen, um nur ein paar
Beispiele zu nennen: Nisthilfen, Anpflanzungen, Greifvogelschutz,
Ameisenschutz und Fledermaushilfe, Aufklärung, das könnten einige,
längst nicht alle begleitenden Möglichkeiten sein. Sie müssen zum Ganzen gehören. Man kann mit gegenwärtigen
Auswüchsen der „anderen Seite“ ebenso wenig zufrieden sein. Damit Hummeln und andere
Wildinsekten geschützt werden, sollen Krim- oder Silberlinden möglichst
nicht gepflanzt, besser sogar gerodet werden. Hier und dort ist auch
schon mal im kenntnislosen Übereifer von Linden schlechthin die Rede. Dabei geht es „diesen Schützern“
nicht etwa um das zur Zeit wider mal beliebte Thema der „Neophyten“,
sondern sie weichen vor den eigentlichen Ursachen des Rückganges bei
Wildbienen – der intensiven Landwirtschaft mit ihrem mörderischen
Einsatz von Pestiziden, den Insektenfallen der Autostraßen und der
Vernichtung vieler ökologischer Nischen aus und stürzen sich auf das in
ihren Augen „Machbare“. Ganzheitliche Betrachtungen der
Natur sind auch ihnen fremd. Schutz ihrer Schützlinge um jeden Preis,
koste es was es wolle, heißt die Devise. Vögel, Ameisen, Hummeln,
Fledermäuse, Orchideen haben ihre Lobby. Und die Bäume, wer schützt
dauerhaft sie? In einem hörenswerten Anfang hat eine einsichtige
Landesregierung per Gesetz alle Alleen des Landes unter Schutz gestellt.
Kann das reichen angesichts eines Waldberichts in Mecklenburg, nach dem
fast 5o% aller Bäume – wohlgemerkt aller, nicht nur der Kiefern und
Fichten, sondern auch der Eichen, Linden und Buchen – sichtbar
„geschädigt“ sind. Baumeinschlag ist Mord, lautet ein
neuer „Weh“-Ruf. Und da dieser Ruf so pauschal erschallt, schaut man
sich um und entdeckt unter den Rufern jene, die dem Holzspielzeug, den
Naturholzmöbeln lautstark huldigen. Und nicht selten, sieht man genauer
hin, ist das Spielzeug aus exotischen Edelhölzern, nicht etwa aus Abfall
gebastelt.
|
|
|
Ja, es ist schade um jeden Baum und
je älter er ist, je stärker, urwüchsiger, umso mehr bedarf er unserer
Hilfe, unseres Einsatzes für ihn! Und wollen wir Natur als Ganzes
erhalten und schützen, dann müssen wir beim Walde anfangen. Dort sind
Wiege und Ursprung der meisten Arten. Dann muß aber auch eine
Forstwirtschaft umdenken und von der einseitigen, auf raschen Zuwachs
und reine Holzbodenökonomie orientierten Waldnutzung zurück zu den
Tugenden früherer Forstwirte mit ihrer auf Generationen angelegten
Waldbebauung und hin zum ökologisch durchdachten, in den gesamten
Naturhaushalt eingeordneten Wald, der zukünftig auch wieder stärker
ausgedehnt sein muß. Nicht der Wald muß angelegt werden
nach den vorhandenen Maschinensystemen, sondern wir Menschen müssen
unser System endlich der Ökologie angleichen. Ein beredtes Zeichen seltsamer
Irrwege allzu grünen Denkens stellt die, zum Glück weitgehend
überstandene Weihnachtsbaum-Diskussion dar. Da grünte es so herrlich grün bei
Deutschlands Grünen. Statt der zur Waldpflege und Aufforstung unter
Trassen notwendigen Weihnachtsfichten mußten die „herrlichen“ „Plastebürsten“
her. Kunstvoll aus Erdöl gefertigt, natürlich unter Verwendung
reichlicher Mengen guten Wassers, entstanden Produkte, die im Falle der
Beseitigung auch noch einige „freundliche“ Umweltgifte lieferten.
|
|
|
Und da sind ja noch die „Unkräuter“.Die Kornblume – ein Unkraut? Was
wissen wir über die Wechselbeziehungen zwischen Kornblume, Mohn, Rade
und den Getreidearten? Der Wegerich – ein Zierrasenunkraut?
Manche Wunde der Enkel heilte die Großmutter rascher damit als Mediziner
heute mit Penicillin. Die Butterblumen, Scharfgarbe,
Sauerampfer – Unkräuter im Rasen, dem pervertierten Darstellungsobjekt
des Modegärtners – oder Gemüse, Arznei, Vielfalt. Die Nesseln – sie haben Schmerzen
gelindert, Blut gereinigt, Menschen im Krieg vor dem Verhungern bewahrt
und decken überall die Schandtaten zu, die wir Menschen der Natur
bereiten. Holunder – noch immer ausgerissen,
abgehauen, verbrannt; wie viel Sagen, Lieder und Märchen der Völker
handeln von seiner wundersamen Heilkraft. Wie unzerstörbar, unbesiegbar
erobert er jede vom Menschen aufgegebene oder mit Unrat vollgeschüttete
Fläche. Wer kennt denn noch das Johannisbrot? Es wären viele, allzu viele zu
nennen, die früher hoch in Ehren gehalten, heute verfolgt, vergiftet,
gerodet werden. Nimmt man die 1oo Kräuter, die noch
im Mittelalter auf Anweisung des Kaisers Barbarossa auf allen seinen
Gütern und Klöstern gehalten werden mußten – wer kennt sie noch? Die
meisten sind heute in Acht und Bann. Da setzt ein Dr. Vögler von der
Monsanto GmbH noch eins drauf. Nicht nur Unkräuter, sondern Ungräser haben es ihm
angetan – Er meint die Quecke. Aber - Unkraut vergeht nicht.
|
|
|
Sie haben Aufgaben im Haushalt der
Natur, bedecken nackte Böden, halten mit ihren Wurzeln das Erdreich,
erschließen Nährstoffe aus tiefen Bodenschichten, reichern mit ihren
Pflanzenteilen die Humusschicht an. Wie viele Insekten, Vögel und
Wildtiere leben von ihnen und durch sie. Unsere Kulturpflanzen brauchen diese
Unkräuter als Begleitpflanzen. Viele Wildtiere leben von ihnen und durch
sie. Nahrung, Deckung, Nistgelegenheiten, Heilkräuter sind sie für die
Unscheinbaren, die Boden- und Heckenbrüter. Was wären Wachtel und
Rebhuhn, Lerchen und Hasen, Triele und viele, viele andere ohne sie? Unkraufreie Bestände sind allenfalls
Zeichen einer naturbedrohenden Unkultur. Monokulturen im Grasland sind sogar
schädlich. Die Kreuzhefen, die ein Dr. Goetze
entdeckte, beweisen es hinlänglich und zeigen gleichzeitig die große
Bedeutung der Bienen.
|
|
|
Wo liegen unsere Schwächen?
- Das heute ist uns näher als das
Morgen; - Das Eigene ist näher als das
Andere; - Die Natur braucht den Menschen
nicht? Er ist eine Fehlbildung der Natur? Soll gar eines Tages der
Mensch auf die Rote Liste? Und wer führt sie dann? Langsam gewinnt die Erkenntnis an
Bedeutung, daß der Mensch ein Teil der Natur ist und auf Dauer nicht
ohne sie existieren kann, aber zum heutigen Zeitpunkt wird es die Natur
nicht mehr ohne die Vernunft und den Verstand und die Hilfe des Menschen
schaffen, oder sie wendet sich, selbstzerstörerisch, gegen ihn. Wir
stehen am Beginn, unser Verhältnis zur Natur zu ändern – nicht Natur als
Spiel unserer Kräfte und Feld unserer Leidenschaften und Künste – nicht
grüne Käseglocke um jeden Preis. Natur ist weder Spielzeug für militante
Grüne oder intolerante, engstirnige Facheinseiter, noch darf sie
weiterhin nur Ausbeutungsobjekt sein und der Vorspiegelung geopfert
werden, es sei ja alles das nur für den Fortschritt des Menschen. Wir
Menschen, alle – jeder von uns, stehen vor der riesigen Herausforderung,
echte Symbiosen mit der Natur zu entwickeln.
|
|
|
Unkräuter, Ungräser, Raubzeug,
Raubtiere, Nützlinge, Lästlinge, Schädlinge?
- Der Mensch hat sie seinem
Gewinnstreben untergeordnet, teilweise geopfert, hat gemordet, gebrannt,
vertilgt. Und hat einzelne Arten zu einer Gefahr werden lassen. 1981
waren in der BRD bereits 9 Ackerunkräuter tot, 13 vor dem Tod!
- Die größten Gefahren, die der
Menschheit drohen, sind von ihr selbst verschuldet.
- Gedankenlosigkeit,
Kurzsichtigkeit, Unwissen, Arroganz auf der einen Seite, sogenannte
Wissenschaftlichkeit als immer präsentere Hure der Macht ( ganz gleich
ob für Geld oder Ideologie ) andererseits;
- Profitstreben, egal aus welcher
Haltung, läßt Arten verschwinden, die noch immer ihre
Daseinsberechtigung haben, wenn man an solche Ungeheuerlichkeiten, wie
bei Reimar Gilsenbach in seinem Buch „Die Schönheit der Flüsse und Seen“
beschrieben, denkt.
- perfide Rücksichtslosigkeit, die
sich hinter sogenanntem „reinem“ Forscherdrang versteckt und
Gen-Manipulation um jeden Preis betreibt.
- Was der Mensch kann, darf
er noch lange nicht.
|
|
|
- Wenn
heute viele Menschen in die Arme von Gurus, Wunderheilern, obskuren
Praktikern Mystizismus und Scheinreligiosität getrieben werden, dann hat
eine chemiegläubige Medizin und Wirtschaft ihren Anteil an dieser
Entwicklung, weil sie die Kräfte der Natur leugnet, sie nicht kennt. In den Gärten macht sich ein
Gruppendenken breit, besser sein als der Nachbar ist das Ziel, nicht
anders sein. Englischer Rasen, statt blühender Wiesen, betonierte Wege
statt der Grassteige. Exotische Gewächse aus dem letzten Fern-Urlaub,
statt einheimischer Pflanzen und Sträucher. -„Ach nein, die sind ja so
gewöhnlich!“
|
|
|
Zurück zur Natur?
- Erst durch das Wirken des
Menschen, durch die von ihm geschaffene Kulturlandschaft, waren die
Voraussetzungen zur Ansiedlung einer nie gekannten Anzahl von
verschiedenen Pflanzen und Tieren gegeben. Die einst vom Wald
beherrschte Landschaft gliederte er auf. Statt der Waldweide entstand die
parkähnliche Landschaft mit Wiesen und Weiden. Es kam zu vielfältigen ökologischen
Nischen. Der tropische Regenwald nimmt 7% der
Erdoberfläche ein, er beherbergt 5o% aller Arten, aber er ernährt nur 1
Menschen je km ², demgegenüber verbannt zwar die intensive
Landwirtschaft eine so große Artenvielfalt, ernährt aber 2ooo Menschen/
km².
|
|
|
Dabei ist die gegenwärtige Bilanz
der Arten schrecklich, jedes Aussterben einer Art ist schwerste
Lebenszerstörung in unseren Räumen, die Neubildung kann damit nicht
Schritt halten. Das Gleichgewicht zwischen Werden und Vergehen ist total
gestört. Deshalb muß mit allem Ernst an das Vorwort in Fred Bodsworth’
„Der letzte Eskimobrachvogel“ erinnert werden.
Der ökologische Zusammenhang –
reiche Pflanzenwelt - reiche Tierwelt gilt mehr denn je. Noch ist unser Wald heute die
stabilste Vegetationsform mit einer gewissen Asylfunktion. Wald ist im
weitesten Sinne lebenserhaltend, solange er selbst lebt. Doch dazu muß
Vielfalt in ihm herrschen; kleinere Kahlschläge müssen helfen, Arten zu
bewahren, die sonst in einer forstlichen Monokultur auf großen Flächen
verschwinden würden. Wir reden heute so leichtfertig
dahin, erst die weiße Rasse habe mit der Umweltzerstörung begonnen, die
„Naturvölker“ hätten mit der Natur in Einklang gelebt. Aber – die Sumerer haben ihr Land,
einst blühend, zwischen Euphrat und Tigris in eine Salzwüste verwandelt,
weil sie die Folgen der Bewässerung nicht ahnten. Die Römer haben ihr Riesenreich an
den Abgrund gebracht, weil riesige Wälder abgeholzt wurden, nicht
wissend, daß es die Bäume sind, die das Land fruchtbar halten. Die Azteken haben ihre Kultur
vernichtet, weil sich die Brandrodung der Felder immer weiter von den
Städten entfernte. So sind uralte Kulturen an ökologischen Katastrophen
zugrunde gegangen. Wir sollten aus der Geschichte
lernen. Doch schützen uns Erfahrung und
gewonnenes Wissen ausreichend vor Fehlhandlungen? Heute verschlingen bitterste Armut,
Zwänge und Profitgier je Minute 3o ha tropischen Regenwaldes. Hierarchische Strukturen der
zurückentwickelten Länder, Glaubensfanatismus und Ausbeutung von innen
und außen lassen einst fruchtbare Gebiete Afrikas zu Wüsten werden. Wer fordert angesichts hungernder
Kinderscharen und obdach- und nahrungslos ziehender Menschenströme noch:
zurück zur Natur? Wer glaubt, daß das so noch ginge?
Es war schon zu Roussous Zeiten die Frage falsch gestellt. Heute geht kein Zug mehr „Zurück zur
Natur“. Wollen wir in und mit der Natur überleben, dann müssen wir
schnell, sehr schnell gemeinsam mit der noch verbliebenen Natur und
unter größtmöglicher Schonung mit Sensibilität und Wissen und solidem
Können vorwärts – hin zu einem vernünftigen ökologischen Gleichgewicht. Einige machen es uns schon vor:
Ökologische Landwirtschaft, Obstbau, Weinbau, Tierproduktion. Doch das
alles muß mit Vernunft und ohne jedwede Ideologie geschehen. Wenn wir
Deutschland auf rein ökologische Weise ernähren wollten, dann brauchten
wir dazu die Fläche Europas. Nicht anders ist es mit der Hoffnung, durch
Rapsanbau das Kraftstoffproblem zu lösen. Aber: wer muß denn 1oo kg Fleisch
essen, 3o kg reichen und ernähren vollwertig. Wir brauchen keine Flächen
stillzulegen, um eine Überproduktion zu zügeln. Das funktionierte nie,
wie sich zeigte. Eine Abnahmequote könnte der Ausweg
sein, wenn sie einschlösse, daß freie Flächen nicht aus Profitgier zur
Unkultur wie Chinaschilf entarten, oder zukünftig einem endlosen
Maisanbau für Energiegewinnung zum Opfer fallen.
|
|
|
Und die Kunstdünger und Pestizide
müßten so hoch mit zielgerichteten Ökosteuern belegt werden, daß der
Kauf auf ein sinnvolles, vertretbares Maß zurückgeht und die chemische
Industrie daran kein Interesse mehr hat.
Der Mensch hat dreierlei Wege klug
zu handeln:
-
Durch
Nachdenken: das ist der edelste –
-
Durch
Nachahmen: das ist der leichteste -
-
Durch
Erfahrung: das ist der bitterste.
Ein 4.
Weg könnte der nützlichste sein: neueste Erkenntnisse mit
Nachdenklichkeit und aus sicherer gewonnener Erfahrung in die Tat
umzusetzen.
nach
oben
|
|
|
Eine unmißverständliche Antwort
an alle militanten Gegner der Jagd
Immer öfter ist von der Zerstörung
jagdlicher Einrichtungen zu hören und zu lesen. Sieht man einmal ab von
offensichtlich persönlich motivierten Randalen im Sinne von „Rache“,
Neid oder jagdnachbarlicher Mißgunst, so zeigt sich ein bemerkenswertes
aber äußerst bedenkliches Bild gezielter und organisierter
Zerstörungswut. Besonders in der Nähe von
Ballungszentren, großen Städten und um bestimmte Hochschulstandorte mit
ganz bestimmten „Fachrichtungen“ und deren Zulauf häufen sich solche
Erscheinungen modernen, blindwütigen, organisierten und ideologisierten
Vandalentums. Aus unserer Natur und Landschaft,
die im friedlichen Wettstreit unterschiedlichster Motivation geschützt
und bewahrt, deren Leben in seiner Artenvielfalt und Schönheit erhalten
bleiben soll, ist derweilen ein Schlachtfeld der widerstreitendsten
Meinungen, unversöhnlicher Gegnerschaft, arroganter Selbstüberschätzung,
ja – der Verlagerung ideologischer Wirren auf und zu Lasten der Natur
geworden.
Die unverstandene Freiheit
Zuviel Freizeit, mit der Viele
nichts rechtes anzufangen wissen, unverstandene Freiheit gepaart mit
ungestilltem, unklarem Behauptungsdrang, lassen viele, zumeist
gutwillige Menschen auf die halbgebildeten, oft überzogenen, aber
zumeist geschickt demagogisch vorgetragenen Scheinargumente sogenannter
selbsternannter „Ökologen“ hereinfallen. Man will der bedrohten Natur zu
Hilfe kommen, will einen Beitrag leisten; nicht selten, um das eigene
schlechte Gewissen mit lautstarken oder handgreiflichen Argumenten zu
übertönen. Ältere Menschen, oft isoliert in
ihrer schmerzvollen Einsamkeit der modernen Zivilisation, lassen sich zu
großzügigen Spenden drängen oder geben sie aus grundgütigem Herzen in
der Hoffnung, dabeizusein, wenn es darum geht, angeblich bedrohte,
friedlich äsende Gänsescharen vor vermeintlich schießwütigen, scheinbar
„unbelehrbaren und infantilen“ Jägern zu bewahren, oder wie Abfall
ausgesetzte streunende Katzen zu schützen.
Die Ursachen
Aus der bitteren Notwendigkeit
früherer Jahre, wo die großen Parteien in ihrer Selbstgefälligkeit als
Wirtschafts- und Wohlstandsmacher die Natur vergessen hatten, war,
zunehmend, eine kleine aber unüberhörbare Bewegung für den Schutz der
bedrohten Natur und Umwelt entstanden. Sie lebte anfangs weniger aus
lautstarker Ideologie, als vielmehr von praktischen Taten und davon,
immer wieder und deutlich - und zunehmend - erfolgreicher mit dem Finger
auf Mißstände zu weisen. Sie hatte zu Recht Zulauf und
Zuhörer. Als dann die „Volksparteien“ sich
notwendigerweise mit den drängenden Fragen mehr und mehr befassen mußten
und die Umweltpolitik als große Herausforderung erkannten, blieb für die
Köpfe grüner Bewegung oft nur der Weg in pseudorevolutionäre Positionen
– oder sie gingen an die Fleischtöpfe jener inzwischen geld- und
medienmachtstarken Organisationen mit den weltverbesserischen Namen, die
nun immer deutlicher ihr wahres Gesicht zeigten. Es entstanden militante, angriffs–
und verleumdungswütige, geldscheffelnde Kampftrupps, die doch immer
sichtbarer ihren eigenen Loyalitätsanspruch in Frage stellten, wenn sie
zwar lautstark und medienträchtig, aber immer häufiger überzogen oder
haltlos die Öffentlichkeit für sich einzuspannen suchten. Und sie fanden
„linksaußen“ rasch eine Basis. Und als die Flut dieser
„Heilsbringer“ nach der Wende auf die ehemalige DDR überschwappte, traf
sie auf etliche Gleichgesinnte, die sich bis dahin hinter kirchlichem
Schutz verschanzt und in sogenannten Umweltbibliotheken eingefriedet
hatten und nun, frei von Bevormundung und Verfolgung des Staates, ein
neues „Evangelium“ predigen wollten, ohne selbst zum Dialog bereit zu
sein. Sie übernahmen rasch und willig das
„Vorbild“, hatten ihre „Vereinigung“ entgegen ihren Vorbehalten an den
runden Tischen per Anschluß schon vollzogen, lange bevor es auf
staatlicher Ebene Wirklichkeit wurde. Sie schlüpften in
Hausbesetzerrollen, argumentierten bald mit Brandflaschen, zerstörten
als blindwütige zumeist unreife „Veganer“ Fleischerläden, demonstrierten
mit Vorliebe vermummt und diskutierten mit Trillerpfeifen. Ihr beliebtestes Ziel wurden die
Jagd und die Jäger. Ihre „vorbildlichen Vorbeter“ kamen
aus den alten Bundesländern, wo der Widerspruch von Geld und Jagdmoral
mitunter ebenso schillernde Blüten trieb, wie in der DDR der Gegensatz
von Ideologie und Passion. Sie trafen auf eine in Auflösung befindliche,
bis dahin kollektivierte Jagdordnung, die sich von den politischen
Schreihälsen und Jagdzuhältern zu befreien suchte und doch bald mit der
Erkenntnis leben lernte, daß 35 Jahre „sozialistische Jagdmoral“
großenteils wie eine dünn aufgetragene Tünche zu blättern begann und das
Geld bei der Pacht als Anschlußübel blieb.
|
|
|
Jagd und Naturschutz im Widerstreit?
Die neuen Jagdverbände bemühten
sich, dem Naturschutz verpflichtet zu sein und schafften es sogar hier
und da mit zähneknirschender Duldung trotz des
Alleinvertretungsanspruches der etablierten BUND, NABU und zahlreicher
anderer sich grün gebärdender Vereine, als Naturschutzverband anerkannt
zu werden. Dazu trugen manche anpassungsbiederen Verhaltensweisen nach
dem Motto: “ Wir sitzen ja alle in einem Boot“,
sowie sachbezogene begründete Forderungen an die Jägerschaft sicher bei. Die militanten, inzwischen
erkennbar ultralinken und anarchistischen Köpfe einer scheingrünen
Bewegung waren aber nicht zu beschwichtigen, noch zu beruhigen.
Überzeugen konnte man sie ohnehin nicht. „Jäger sind Mörder“,
„Jäger hast du heute schon getötet“, so und anders
schallte ihr Schlachtruf bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus der
Vermummung. Umgesägte Hochsitze, zerstochene
Autoreifen, tätliche Angriffe auf Einzelne oder Jagdgemeinschaften, die
z.B. auf Friedhöfen die Kaninchenplage eindämmen sollten, eifernde
Behinderungen, schrille Belästigungen, organisierter Terror, das war die
oft planmäßig vorbereitete Antwort.
|
|
|
Worum ging es?
Es ging weniger um, es ging
hauptsächlich gegen; weniger um Kaninchen, Wildgänse, Elstern oder
Nebelkrähen, sondern vor allem gegen die Jagd, gegen alle Jäger. Es wurde organisierter, ideologisch
zementierter „Klassenkampf“ geführt. Sie schufen keine neuen
Entenbiotope, das ließen sie die geschmähten Jäger machen. Sie bauten
keine Nisthilfen, schützten weder Ameisenhaufen, noch halfen sie den
Fledermäusen und Wildbienen. Dafür waren Schulen, Imker, Jäger, Angler
und die Forst da. Sie hatten und haben linke Hände,
wenn es um Arbeit geht – aber vor allem linke Mäuler. Sie waren und sind in der Mehrheit
weder aufrichtig, noch ehrlich und geradezu, sondern zumeist
hinterhältig und feige – vermummte Dunkelmänner und hysterisch
überspannte, bigotte, nicht nur in ihren Seelen unbefriedigte Jungfern.
Arbeit war und ist nicht ihre Sache.
Statt auch Pflichten zu tragen,
verdünnisieren sie sich lieber auf abgelegene Inseln und Halligen zum
„Zivildienst“ an Austernfischern und Knutts. Junge kräftige Kerle
besehen sich angestrengt Watvögel durchs Fernrohr, als wäre das die
wichtigste Sache von der Welt und manifester Pazifismus obendrein, oder
sie treffen sich mit Vermummten und Brandflaschenwerfern zum Bau von
Bretterbuden und bei selbstinszenierten Straßenschlachten. Und wo sich diese selbsternannten
„Umweltapostel“ eingenistet haben, oft mit Unterstützung und Hilfe einer
gut organisierten Helfershelferschaft in Museen, Natur– und
Nationalparkverwaltungen, Umweltämtern bis hin zu staatlichen Ämtern und
den Ministerien, da basteln sie emsig aber oft ohne jedes tiefere
Sachwissen um die Zusammenhänge mit an „Gesetzen zum Schutze - - -,“ an
„Verordnungen“ zur Verhinderung, Behinderung. Sie nennen sich wohltönend
„Träger öffentlicher Belange“ und kommen in dieser Eigenschaft gleich in
Rudeln. Sie gebärden sich selbstsicher und
selbstbewußt als die berufenen Vormunde einer scheinbar unmündigen
Gesellschaft.
|
|
|
Wie sieht es aber bei uns Jägern aus?
Wir lieferten und liefern aus
unseren Reihen den Gegnern Pulver und Blei für ihre Angriffe. Wir bauen die kuriosesten
Jagdeinrichtungen in die Landschaft, ästen schöne alte Bäume für unsere
„Starenkästen“ aus, die wir dann noch hineinnageln, um besseres
Schußfeld zu haben. Es gibt nicht Wenige in unseren
Reihen, denen das Schießen wichtiger als die Hege ist. Nicht selten wird
Bestandsregulierung nur unter Berücksichtigung der Pachtdauer gesehen („Nach
mir die Sintflut“), und immer wieder erleben wir das
Schwejk’sche Motto, wonach: “ in einen dicken Herrn Erzherzog
leichter zu treffen ist, als in einen mageren“, will sagen, daß
Frischlinge nicht nur schwerer zu treffen sind, sondern auch weniger
wiegen, geringere Erlöse bringen. Und wenn dann, auch infolge eines
zunehmenden Jagdtourismus in die zugewonnenen Bundesländer, wo dann die
Gier nach den großen „Knochen“ mehrheitlich eine hegerische
Bestandsregulierung der problematischen Sauen vermissen läßt, die
Bestände ausufern und sich Seuchen ausbreiten, wird in
unverantwortlicher Weise zentral derart eingegriffen, daß die Jagd, die
Jagdmoral– und Ethik und das Ansehen auch der weidgerecht jagenden
Jägerschaft auf der Strecke bleiben. Ganze Rudel von Jägern werden
zusammengefahren, Heerscharen von „Jagdhelfern“ überfallen brüllend und
Kanonenschläge werfend den Wald und das Wild, das teilweise in heilloser
kopfloser Flucht sich zu retten sucht, oder wie die meisten Sauen sich
in undurchdringlichen Partien so fest steckt, daß an einen nur
einigermaßen aufwandgerechten Erfolg nicht zu denken ist. Damit der
ungeheure Streß des Wildes auch vollkommen wird, kreisen Hubschrauber,
um die mit Handys bewaffneten Jagdführer auch stabsmäßig anzuleiten.
Daß kleine, gut organisierte,
hegerisch wohldurchdachte, mit guten Stöberhunden und ohne Lärm geführte
Jagden auf Schwarzwild mehr und zur gleichen Zeit deutlichere Erfolge
und weidgerechtere Strecken bringen als das „große Tamtam“, scheint
vergessen. Ob nun aus einem Ministerium der dringende Rat kommt,
verstärkt Bachen vor „den Kopf zu schießen“ oder zu Mitteln
gegriffen wird, die auf Empörung weidgerechter Jäger und den Zorn selbst
gutwilliger Naturfreunde treffen, am Ende trifft es ohne Unterschied
alle Jäger und die Jagd. Wer zu notwendigen Schlußfolgerungen aus den
Ursachen solcher Zustände nicht bereit ist, kann selbst an hoher Warte
nur zu untauglichen Mitteln greifen.
|
|
|
Reden ist Silber – Handeln ist Gold
Es genügt eben nicht, nur immer
wieder möglichst laut zu betonen, wie naturedel, wie rein selbstlos und
gemeinnützig das Weidwerk sei, wie schutzbeflissen wir jagen, wie
hilfreich für die Landschaft, wie artenbedacht. Gerade uns guckt man aus vielerlei
Gründen auf die Finger. Da helfen keine lauten Sprüche, sondern sie
kehren sich ins Gegenteil, wenn nur wenige schlechte Beispiele bekannt
werden und natürlich auch weidlich ausgeschlachtet werden können. Gerade wir werden, zu Recht, an
unseren Taten gemessen, nicht am Wollen. Wir sind nun einmal eine beneidete,
teils beargwöhnte, großenteils kritisch begleitete Minderheit mit,
historisch gesehen, oft unguter Vergangenheit – wenn ich an höfische und
Staatsjagd und „Kaiserstrecken“ und Eigenjagddünkel denke – und müssen
selbst für einen makellosen grünen Rock sorgen. Solange aber von Unseresgleichen
Singschwäne erlegt, Kraniche beschossen, ein Seeadler „aus Versehen
abgeknallt“ werden -, solange immer wieder von etlichen halbgebildeten
Jagdscheinbesitzern den Greifen die Schuld am Rückgang des Niederwildes
zugeschoben wird und das dann noch als Ausrede dafür gebraucht wird, daß
man sich „stilvoll“, aber kaum weidgerecht damit sein „Jagdzimmer“
vollstellt, solange Trophäenkult die stillen Hegeleistungen überdeckt -,
solange bei Treib- und Drückjagden die vierläufigen Jagdhelfer zu Holze
geschossen oder Kühe mit Hirschen oder Sauen in der Dämmerung
verwechselt werden -, solange wir nicht sichtbar und nachdrücklicher in
den eigenen Reihen für Ordnung sorgen, damit doppelte Moral, Schießertum
und Gewinnsucht keinen Platz in grüner Tracht finden -, solange taugt
unser Reden und Bemühen wenig und gebiert uns noch immer neue Feinde und
den Gegnern mehr Sympathisanten. Reinemachen müssen wir bei uns
selber, aber nicht nur mit abgefegtem Besen und stumpfer Klinge. Ich bin mir aber auch nicht so
sicher, ob die gegenwärtige, auf hohe Pachterlöse zielende Pachtjagd
oder die weitgehend verpflichtungsfreie Eigenjagd, die es möglich
machen, daß das Geld vor das Können und ein „Grünes Abitur“ vor die
Passion gestellt werden, uns überhaupt helfen können.
|
|
|
Was sollen wir machen?
Wir müssen endlich in die Offensive!
Auf einen groben Klotz gehört ein
mindestens ebenso grober und scharfer Keil. Wer es mit militanten
Ideologie-Spiegelfechtern und ihren wirrköpfigen Radikalinskis zu tun
hat, wer rücksichtslose Ellenbogenträger, Schießer und Heuchler in den
eigenen Reihen erkennt, der kann nicht das zwar schöne, demutsvolle,
christliche Wort von „der einen und der anderen Wange“
praktizieren. Er muß entweder mit gleicher Münze
heimzahlen (doch hat man uns das entweder abgewöhnt oder uns fehlt die
dreiste Unverfrorenheit der Gegner), oder er muß den Natur-Gurus, diesen
scheingrünen Heilspredigern, ihre Lebensgrundlage, die Basis, das
Fußvolk entziehen, ihnen damit die Geldquelle nehmen, aus der sie ihre
Angriffe finanzieren. Ob wir nämlich in unseren
Jagdmedien, die wir bezahlen und die sich den Anschein geben, für uns
und unsere Belange zu schreiben, immer die richtige Unterstützung
finden, wage ich hin und wieder, hier und da zu bezweifeln. Geringere Versuche, den militanten
Spuk über seine teils naturwidrigen Handlungen und Haltungen
anzuprangern (Kormorane, Elstern, Kolkraben, Nebelkrähen, freigelassene
Minks), die Schießer und ihr jagdwidriges Verhalten zu offenbaren,
trugen in der Vergangenheit nicht selten die Schelte der auf Ausgleich
oder Burgfrieden bedachten Redakteure unserer Jagdzeitschriften ein.
(„Wir wollen doch den Dialog und nicht die Konfrontation“ hieß die
Antwort). Und das nach gezielt
jägerfeindlichen, teils verlogenen oder zumeist überdrehten Artikeln wie
im „STERN“ oder der „Blöd-Zeitung“ und tätlichen Angriffen,
Terroraktionen und organisierter Hetze wie im Internet.
|
|
|
Die streitbare, spitze Feder fehlt!
Wer kann sich noch an „Oberländers
Herbstblätter“ erinnern, wer hat nicht den Hermann Löns und seine
gekonnten Auseinandersetzungen mit Scharlatanen gelesen? Damals schrieb und sprach man noch –
trotz vermeintlicher Zensur – unverfälschtes, unverblümtes Deutsch, frei
von „politischer Korrektheit“, nannte die Dinge beim Namen und machte
aus seiner Seele kein von Freud’schen Komplexen verbildetes Organ. Wenn wir in zig Artikeln einer
mehrheitlich schieflinkslastigen Presse mit ungeprüften Behauptungen,
mit bewußt entstellenden Schmierereien überschüttet und mit tendenziösen
Meldungen bombardiert, im Internet mit Mord bedroht werden, dann dürfen
wir nicht mehr nur reagieren und uns gleichsam noch entschuldigen, daß
wir überhaupt da sind, nein, dann müssen wir endlich agieren und in die
Offensive gehen. Dazu gehört aber nun mal unsere
Jagdpresse. Sie müssen wir mehr fordern, und sie muß uns helfen, besser,
geschickter, überzeugender zu argumentieren. Auch an ihr und in ihr muß der Jäger
wieder mehr Halt und Rückenstärkung erfahren. Doch dazu gehört ganz
selbstverständlich auch unser Auftreten. Wir müssen nicht protzen und
bramarbasieren mit den zig Kronen und Kröners, nicht dicketun mit den
drei vollgeschriebenen Waffenkarten und mancher anderen Unart, die der
echten Weidgerechtigkeit fremd ist. Löns’sche Einfachheit und stille
andächtige Freude am Erleben wie in den Oberpfälzer Jagdversen von
Conrad Henkens, wahre Weidgerechtigkeit und kein Schießertum,
Bescheidenheit und Augenmaß sollten unser Handeln und Auftreten ebenso
bestimmen wie die unnachgiebige Haltung gegenüber den Verderbern in
unseren Reihen, die erst Ruhe geben, wenn sie noch „das letzte
Rotkehlchen totgeschossen“ haben. Den wirklichen Naturfreunden, die
zum Dialog ohne Trillerpfeifen und Vermummung bereit sind, sollten wir
vorbehaltlos die Hand reichen, deren Tun sollten wir achten,
unterstützen, ihre Meinung tolerieren, mit ihnen gemeinsam versuchen,
die Natur und die Schöpfung zu bewahren. Und wir sollten, um sie besser zu
verstehen, vielleicht in einer stillen Stunde auf der Kanzel mal den
Fred Bodsworth „Der letzte Eskimobrachvogel“ lesen. Dann, so bin ich mir sicher, werden
wir endlich Waldschnepfe und Rebhuhn, Hasen und Greife mit anderen Augen
sehen und die Sorgen und Befürchtungen der uns eigentlich gar nicht so
unähnlichen, wahren Freunde der Natur begreifen.
|
|
|
An unseren Taten soll man uns
erkennen.
Es müssen endlich mehr
gemeinnützige, überall sichtbare Beispiele für die Arbeit der Jäger in
der Natur geschaffen werden. Dazu bedarf es nicht der aufwendigen
Projekte, obwohl wir auch dabei aktiv mitwirken sollten. Die kleinen
alltäglichen, für jedermann sichtbaren Zeichen sind es, die in ihrer
Mannigfaltigkeit erkennen lassen, wie die Jägerschaft denkt und handelt. Eine Jagdkanzel muß nicht in schöne
alte Überhälter oder Randeichen gezwängt sein, und wo diese Recken
einzeln stehen, sollten sie nicht durch allerlei Starenkasten
verschandelt werden. Solche alten Bäume gehören nicht uns allein,
sondern allen. Leitern sollten nicht an Bäume genagelt sein, wir sind
sonst keinen Deut besser als jene „Naturschützer“, die mit 8-zölligen
Nägeln Nistkästen, Fledermauswochenstuben und Hornissenwohnungen an die
Bäume zimmern. Jagdkanzeln, oft Wohnstätten
gefiederter Untermieter wie Bachstelzen, Rotschwänze oder
Fliegenschnäpper, heimlicher Nistplatz der Bilche oder Haselmäuse,
Bauplatz von Hornissen und Hummeln, geben uns ein anschauliches
Beispiel, wo und wie wir helfen können. Warum betreiben wir nicht nachhaltig
aktiven Vogel– und Fledermausschutz an älteren und neuen Kanzeln? Die Bewohner der Kästen stören uns
nicht, sofern Hornissen nicht in der Kanzel oder unter dem Sitz ihren
Bau errichtet haben (und dann kann jeder Imker uns helfen, sie schonend
umzusiedeln). Wir schaffen so einigen bedrohten
Arten, die uns helfen, den Wald zu erhalten, Heimstätten, die wir zudem
kontrollieren und reinigen können.
|
|
|
Das Waldsterben
Viel wird heute vom Waldsterben
geredet und geschrieben. Sichtbare Zeichen gibt es überall. Selbst in Mecklenburg und
Vorpommern, wo ja nach allgemeiner Ansicht die Natur noch „in Ordnung“
sein soll, sterben die Eichen nicht mehr in hundert Jahren, sondern
neuerdings in ganz kurzer Zeit. Vielen Forstwirten in Bayern ist das
Rotwild und ihren „Kollegen in den anderen Bundesländern allemal das
Rehwild wegen des Waldes im Wege und wird – teilweise – erbarmungslos
bejagt. Eine fast hysterische „Fünf nach
Zwölf“ –Stimmung wird verbreitet. „Nur ein totes Reh ist ein gutes Reh“
dröhnt ein „Forstlehrer“ in Göttingen. Ist denn noch Hoffnung? Goethe schrieb sein:“ Über allen
Gipfeln ist Ruh‘. In allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch. Die
Vöglein schweigen im Walde. Warte nur, balde - - -,“ einst nicht als
Menetekel für den Wald. Heute aber ist es fast so weit. Fast, sage ich, denn noch ist Hilfe
möglich. Es liegt an jedem von uns. Martin Luther überzeugte schon vor
400 Jahren mit seinem standhaften Wort:“ Wenn
auch morgen die Welt untergehen sollte, pflanze ich heut‘ noch ein
Apfelbäumchen.“
Und so, als hätte er Hölderlins
Mahnung beherzigt:“ Denn wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch“,
hat ein Forstmann, Heinz Ruppertshofen, sein „ Der summende Wald“ als
ein Lese- und Merkbuch – und als ein Mahnbuch zugleich, für uns alle
geschrieben. Wenn wir es nur beherzigen wollen,
können wir damit uns und unseren guten Willen beweisen und den
Radikalökologen und militanten grünen Spinnern mit sichtbaren, wirksamen
Taten den Wind aus den Segeln nehmen. Wo immer es möglich ist, sollte
der bedrohteste aller in unserem Vaterland noch weithin kündenden Bäume,
die Eiche, bei einer Jagdkanzel, einem Hochsitz, einer Leiter gepflanzt
und dann auch gehegt werden. Eichen wachsen langsam, und eher ist ein
Jägerleben vergangen, als daß eine Eiche dort „störend“ herangewachsen
ist. Denn unsere Eichen sterben langsam
aber erschreckend, und sie zum Baum des Jahres zu erklären, hilft wenig.
Klagen und lamentieren, Schuldzuweisung und grüner Masochismus („Der
Mensch ist eine Fehlbildung der Natur, die ihn nicht braucht“)
lassen aber keinen neuen Baum wachsen, und ohne die Ober- und Untermast,
ohne den schützenden Kronenschirm und die bergende Rinde dieser Recken
ist es schlecht um viele Geschöpfe des Waldes bestellt. „Völker, deren Naturempfinden
zugrunde ging, weil sie ihre Heimat verödeten“,
mahnte uns einst Hermann Löns, „tragen den Todeskeim in sich, leben
nur noch künstlich als Nation. Völker mit stark ausgeprägtem
Naturempfinden wie die Germanen und Slawen, verwinden selbst die
schlimmsten Schläge und haben eine
unbegrenzte Erneuerungskraft.“
Deshalb sollten wir handeln und dem
Motto der Landleute in Mecklenburg und Vorpommern folgen, die dem
Anderen weniger auf’s Maul, dafür aber deutlich auf die Hände schauen. So gewinnen wir Mitdenker und
Mitstreiter. Und ich möchte sehen, was geschieht,
wenn wir alle so handeln und dann diese sogenannten „Tierschützer“, „Veganer“,
radikalen Ökologen und wie die Ausgeburten einer übermäßigen Freizeit
und unverstandenen Freiheit noch alle heißen, wenn diese
besserverdienende „Grüne Mafia“ samt ihrem arbeitsscheuen Fußvolk weiter
Hochsitze umsägen, Kanzeln verbrennen, an denen die Nistkästen,
Fledermauswochenstuben und Hummelwohnungen Schutz finden und wo
Nistgelegenheiten für Wildbienen angebracht sind. Das sind ja ökologische Nischen, die
sie dann vernichten. Öffentlichkeitsarbeit macht man
besser mit sichtbarer Tätigkeit, die zur Nachahmung auffordert, statt
mit noch so schön bedrucktem Papier und lauten Erklärungen.
Laßt es uns einfach versuchen!
nach oben
|
|
|
Eben, da ich mich an das Thema wagen will, kommt
die Nachricht, daß ein braver, leistungsgeprüfter Jagdhund unserer
Jagdgemeinschaft als „wildernder Hund“ in der Dämmerung von einem
„Waidmann“ häßlich angebleit und dann mit Schrot zur „Strecke“ gebracht
worden ist. Natürlich hat der
Schießer selbst keinen Jagdhund. Warum sollte er auch? Oder? Nein. Er hat den
gemeuchelten Hund liegen gelassen, natürlich ohne irgendeine Nachricht. Er war also auch
noch feige! Meine
Schlußfolgerung daraus – und nicht nur deshalb: Jagen ohne
Jagdgebrauchshund ist absolut unweidmännisch! Wer ohne Jagdhund
die Jagd ausübt, ist allenfalls ein Schießer – mehr nicht. Indem ich diese
eigentlich seit langer Zeit gültigen Feststellungen an den Anfang meiner
Bemerkungen setze, will ich gleich zu Beginn verhindern, daß Unklarheit
über meine Beweggründe besteht. Wen diese ersten
Sätze stören, der kann die Seite überschlagen, er kann besser den ganzen
Beitrag überschlagen, da er unseren vierläufigen Jagdgefährten gewidmet
ist. Gilt es, eine
Jagdwaffe zu erwerben und zu führen, fühlt sich nicht nur jeder
berechtigt, sondern natürlich dazu auch voll imstande. Doch einen Jagdhund
aufziehen, abführen, halten und bei der Jagd bei Fuß haben – wozu? Stets sind es die
gleichen, größtenteils haltlosen, hergesuchten Gründe, wenn es darum
geht, eine Ausrede zu schaffen: „es gibt in unserem Jagdgebiet genug
Hunde; wir haben für so viele Hunde nicht genug Arbeit“. (Haben wir
eigentlich für die zahlreichen Waffen genug Arbeit?) Ist
Jagdhundehaltung nur eine ökonomisch zu verstehende Handlung, oder
zeichnet sie nicht vielmehr den weidgerechten Jäger aus? „Für den
Jagdhund habe ich zu wenig Zeit“;
ja sind denn die Hundeführer etwa beruflich und in der Gesellschaft
Faulpelze? „In meiner
Wohnung kann ich keinen Hund halten“;
das mag hier und da und bei einigen Rassen glaubhaft sein; dennoch
können zahlreiche Rüdemänner – und Frauen aus den größeren Städten über
ausgezeichnete Leistungen ihrer in Wohnungen gehaltenen vierläufigen
Freunde berichten. „Ich habe kein
Talent einen Jagdhund zu führen“;
- aber genug Talent, um auf Wild Dampf zu machen! Der Betreffende
sollte sich umgehend und ohne zu zögern einem Schützenverein anschließen
und tüchtig dem Sport auf laufende Scheiben zusprechen, denn es geht
ohnehin leichter ins Schwarze und ist auf Dauer billiger, und man
richtet keinen Schaden im Revier an. So viele Gründe, so
schlechte Ausreden.
Beglückende Erfolgserlebnisse
Ich kann und will
nicht bestreiten, daß ein gehöriges Maß an Geduld, manche freie Stunde
und anfangs der Verzicht auf etliche Stücken Wild dazugehören, wenn der
Welpe an die jagdliche Arbeit gewöhnt werden soll. Doch die dankbare
Freude und das beglückende Erfolgserlebnis der sauberen Arbeit vor dem
Schuß, des vollendeten Bringens und der erfolgreichen Nachsuche vermag
wohl nur der begreifen, der seinen Jagdbegleiter selbst ausgebildet hat
und auch führt. Wenn sich dann -
zunehmend - die Erfolge einstellen, ist unsere hohe Zeit der Jagd
gekommen, zahlen sich Mühe und Arbeit aus, nicht nur, weil wir stolz
sein können, nicht nur weil mehr Wild zur Strecke kommt, sondern weil
wir – Rüdemänner – und Frauen (denn unsere Frauen leisten einen ganz
beachtlichen Teil bei der Abrichtung, Haltung und Führung der Hunde),
stolz sein können, etwas mehr für eine weidgerechte Jagd getan zu haben.
Doch nur diejenigen
kritisieren, die zur Zeit noch keinen Jagdgebrauchshund bei Fuß haben,
hieße nicht die ganze Wahrheit sagen. Es gibt – leider –
auch noch etliche „Jäger“, die durch die Art und Weise ihrer
Hundehaltung zu verschiedenen kritischen Bemerkungen herausfordern. Betrachten wir die
Unterbringung einiger Jagdhunde in verschmutzten, oft zu kleinen
Zwingern (wir haben es ja mit „Laufhunden“ zu tun), in teilweise zugigen
Hundehütten, manchmal noch an Strick oder Kette gelegt, mitunter
schlecht gefüttert, kaum gepflegt, so gilt es, in den Jagdgemeinschaften
und in der gesamten Jägerschaft mit Nachdruck und sogar Schärfe
diejenigen zur Ordnung zu rufen, die wertvolles Tiermaterial verkommen
lassen und dem Jagdhund, ihrem vierläufigen Jagdgesellen, nicht
diejenigen Verhältnisse von Ordnung, Sauberkeit, allgemeiner
tierhygienischer Behandlung und – Tierliebe zukommen lassen, die er
verdient. (Das heißt aber nicht, ihn am warmen Ofen auf der dicken Decke
oder bei Frauchen auf dem Kopfkissen zu behüten). Soll aus einem
Welpen ein vernünftiger Jagdhelfer werden, dann müssen Tierschutz,
weidgerechte Behandlung und Personenbindung gesichert sein. Darüber zu wachen,
kann nicht nur die Aufgabe der Zuchtleitungen sein, es geht jeden
aufrechten Weidmann an. Jahr um Jahr werden
eine Vielzahl Welpen geworfen, deren Anlagen zu den größten Hoffnungen
berechtigen. Wenn davon nur ein Bruchteil zu leistungsstarken Jagdhunden
wird, dann nicht deshalb, weil es den Hundeführern an Kenntnissen, Zeit
oder Fähigkeiten fehlt, sondern weil einigen Jagdhundehaltern die
Verantwortung abgeht, für ihren Hund gewissenhaft zu sorgen. Es ist noch immer
eine grobe Unsitte, den Hund vor und nach der Jagd in einen engen
stickigen Kofferraum zu verbannen. Zeigt das einerseits das Verhältnis
des „Jägers“ zu seinem Hund, so ist andererseits die Belastung der
überaus empfindlichen Hundenase durch eventuelle Abgase oder den
Benzingeruch nicht dazu angetan, seine Leistung zu verbessern. „Was er heute bloß
hat“, ist dann eine zumindest dumme Frage. Daraus sollte aber
nicht die Erkenntnis erwachsen, solchen Jägern die Jagdhundehaltung
auszureden, sondern wir alle sollten uns verpflichtet fühlen, Laut zu
geben und notfalls auch mal „ die Korallen“ gegen Tierquälerei nehmen. Eigenartig wird es
dann, wenn immer wieder in unsere Jagdzeitschriften Anzeigen aufgenommen
werden, in denen Welpen ohne Papiere von „Eltern mit jagdlichen Anlagen“
oder einer Jugendprüfung natürlich „unter
Welpenpreis“ angeboten werden. Dazu sollten sich unsere Zeitschriften
bei aller Wirtschaftlichkeit zu schade sein.
|
|
|
Schon vor dem Schuß beginnt die Hundearbeit
Das vergessen immer
wieder etliche Zeit- und Weidgenossen. Gerade in der Gegenwart, wo das
Wild, insbesondere das Schwarzwild durch die häufigen Beunruhigungen am
Tage, und da besonders in den Morgen- und Abendstunden, immer
nachtaktiver wird, sich immer mehr aus den bekannten Tageseinständen in
oft undurchdringliche, kaum begehbare Dornendickichte und Schilfinseln,
in Bruch und Moor zurückgezogen hat, solange es nicht Sommertags die
Einstände in Getreide und Raps, in Mais und Markstammkohl vorgezogen
hatte, gerade heute wird der Stöberhund unverzichtbar.
Wer glaubt, mit
großen Treiberwehren und Böllergeknall, mit Schreckschußpistolen und
lautem Geschrei die Sauen vorwärts zu bekommen, der hat noch nicht
erlebt, wie sie sich – oft vor den Füßen – drücken oder notfalls später
in solcher Flucht den Schützen kommen, daß Pudeleien unvermeidbar werden
und die Wildhändler entsagend den Kopf schütteln. Wo aber ein guter
Stöberhund (oder auch eine verläßliche Meute – doch dazu später) mit
seinem Leithund oder einem ihm bekannten, ruhigen Treiber die Einstände
durchstreifen ( in einer Art, wie sie Pilzsucher und Weihnachtsbaumdiebe
haben), da bleibt der Erfolg nicht aus und die Sauen kommen zumeist
ruhig. Ebenso wichtig ist
vor dem Schuß auf die Enten eine gekonnte Wasserarbeit eines
passionierten Stöberers. Der platscht nicht
mit viel Vorwärtsdrang und Hallo durch das Schilf und Kalmus, durch
Binsen und Weiden, sondern sucht, kaum daß man etwas hört,
schlangengleich Bülte für Bülte ab und statt, daß wie im ersten Fall die
Schoofe oft nebeneinander aufsteigen, kommt Erpel und Ente paarweise und
nacheinander rausgestoßen über der Blänke auf. Blättert man in
früheren Ausgaben der Jagdzeitschriften, so finden sich wohl erfreulich
viele Beiträge über die vierläufigen Jagdhelfer, doch fast immer geht es
um die Arbeit nach dem Schuß, wenn erfolgreiche Hunde vorgestellt
werden, oder von Leistungen berichtet wird. Stöberer bleiben
zumeist anonym. Bevor aber Wild
erlegt werden kann, muß es erst einmal hochgemacht und vor die Flinte
gebracht werden, muß die Rotte im Kessel, die Ente im Rohr, der Hase in
der Sasse und der Fasan im Dickicht durch gut arbeitende laute Stöberer
herausgedrückt oder hochgemacht werden. Das sind
Spezialisten, die, wie ganz besonders der Deutsche Wachtelhund, zuerst
und oft ausschließlich für ihren „Meuteführer“, ihren Leithund jagen. Ihnen allen, diesen
Bracken und Spaniels, Terriern und Wachteln ist eins gemein, ihre Arbeit
spielt sich oft unsichtbar ab, und im Ergebnis jagen sie doch nicht oder
sehr selten für ihren Herrn, sondern für die anderen Jäger, und ihr Herr
darf auch noch sämtliche Kosten tragen und zusehen, wo er mit seinem oft
geschlagenen, manchmal zu Tode gekommenen treuen Gefährten nach der Jagd
bleibt. Und hat solch ein
Stöberer vorgestern einem Jagdherren und dessen Gästen noch so
ausdauernd das Wild vor die Flinten oder Büchsen gebracht und den Erfolg
bewirkt, kommt er heute mal überjagend in dieses Nachbarrevier, dann
wird er nicht selten als wildernder Hund vor den Kopf geschossen. Es spricht nicht
für die Entwicklung in der Jagd, wenn heute die Stöberhunde im Treiben
mit breiten orangenen Signalbändern oder wie Reklametafeln für mehr
Sicherheit laufen müssen. Die nervösen
Zeigefinger haben sich erschreckend vermehrt.
|
|
|
Von wo kommen die Stöberhunde?
Allen gemeinsam
dürfte sein, daß sie – im Gegensatz zu den Hetz -und Windhunden – vom
„canis segusius“, der „Keltenbracke“ abstammen. Als der griechische
Schriftsteller Arrian die Jagd der Donaukelten und deren Jagdhunde um
die Zeitenwende beschrieb, schilderte er diese Keltenbracke als einen
etwas langsamen, bedächtigen Hund mit sehr feiner Nase, der auch der
kalten Fährte zu folgen vermochte. Schon damals wurden
Hunde gehalten, die nach dem Gesicht hetzten: Hetzhunde (Windhunde und
Doggen) – und solche, die mit tiefer Nase der Fährte oder Spur laut
folgten, also jagten. Es waren die sogenannten Laufboden-Hunde. Die Entwicklung
ging von der Keltenbracke weiter zu den Bracken, später den Leitbracken
(unseren heutigen Schweißhunden). Dann erschienen die
kleinen langhaarigen Stöberhunde, wie sie noch im späten Mittelalter bei
der fürstlichen Beizjagd zur Unterstützung des Falken eingesetzt, die
Hühner (Rebhühner und Wachteln) herausstießen. Mit dem schlimmen Wandel
zur höfischen Jagd verloren sie an Bedeutung. Es ging zurück mit dem
„hapihunt“, dem „Habichtshund“. Flemming erwähnte
sie in seinem Jagdwerk als der „Stöberer Teutsch“. Und ein anderer
erwähnt und beschreibt die Wachtelhunde: „Melchior Sebizius
der Artzenei Doctor Zu Straßburg 1579 Das L II Capitel Von Windspielen,
Steubern oder Wachtelhunden, so man bey dem Habicht will anbringen.“ Später wurden sie
wegen ihres freundlichen Wesens nicht nur zu Schoßhunden adliger Damen,
sondern auch immer kleiner, wie auf Gemälden niederländischer Meister zu
sehen und bei Gustav Freytag zu lesen ist. Doch hatte nicht im
Simplizius Simplizissimus der Jäger von Soest noch seine Jagdknechte
gerühmt, sie seien „treu und ergeben wie die Wachtelhunde“? Nur in den
Hochgebirgstälern und in Ostpreußens Förstereien blieben sie danach als
Reste erhalten. Aus ihnen wurde aber zwischendurch, manchmal unter
Hinzufügung anderen Materials, jene herausgezüchtet, die mit „hoher
Nase“ arbeitend und vorstehend, zu den heutigen vielfältigen
Vorstehhunderassen führten.
|
|
|
Die Stöberer in Deutschland
Um sie geht es, um
ihre Bedeutung, ihren Einsatz, ihre Unterstützung. Abgesehen von Versuchen, Hunde wie die russische
Laika für den genannten Zweck zu importieren, möchte ich kurz die drei
geläufigsten und in Deutschland heute am meisten geführten Stöberhunde
vorstellen.
Der Deutsche
Jagdterrier ist noch immer
zahlreich vertreten. Ursprünglich hatten
ihn vernunftvolle Jagdterrierfreunde gezüchtet als Konsequenz der
andauernden Differenzen, die zwischen den Fürsprechern des
Foxterriersports und Jägern, die einen jagenden Terrier wollten,
bestanden. Sie wählten einen
im Walde weniger auffälligen, schwarzen Hund mit rotem Brand,
quadratischer Form, mit ausgewogener Linie und flottem Gangwerk. Die
strenge Leistungszucht half, Nase, Laut, Schärfe und auch die
Wasserfreude zu bessern. Heute ist dieser
vielseitige kleine Jagdgebrauchshund ein vorzüglicher und ausdauernder
Arbeiter über und unter der Erde, sowohl am Fuchs scharf als auch bei
den Sauen, und er zeigt auf der Schweißfährte bei guter Führung
erfreuliche Leistungen. Ja, er bewältigt sogar den Marderhund. Bei gründlicher
Einarbeitung erfüllt er notfalls auch Aufgaben im Wasser. Es ist aber
noch immer eine besondere Kunst, ihn bei Drückjagden im Treiben zu
halten.
Der
Cocker-Spaniel wird immer
seltener bei Gemeinschaftsjagden gesehen. Er ist ein ganz
anderer Typ. In mehreren Farben gezüchtet, waren Spaniels vorzügliche
Wasser- und Buschierhunde, eigneten sich auch zur Stöberarbeit recht gut
und zeigten bei guter Führung ebenso ansprechende Leistungen im
Verlorenbringen kleineren Wildes und auf der Rotfährte, sofern sie aus
strenger Leistungszucht stammten und die jagdliche Führung seit
Generationen unabdingbare Pflicht war. Leider ist dieser
anstellige, kleine freundliche Hund zu seinem Nachteil in Kreisen
bekannt und beliebt, die zum Jagdwesen keine Beziehung haben und der
Farbe die hauptsächliche Beachtung widmen. Doch die straffe
Prüfungsordnung und gewissenhafte Leistungszucht lassen ihn bei
jagdlicher Abrichtung im Buschieren, der Wasserarbeit und auch im
kleinen Stöbern zu einem arbeitsfreudigen anhänglichen Gefährten werden,
den seine Führerinnen nicht missen möchten.
Der Deutsche
Wachtelhund war gegen Ende des 19.Jahrhunderts fast vergessen, nachdem er im Mittelalter eine große
Zeit erlebt hatte, die sich noch heute in der Malerei und Literatur
spiegelt. Friess, einem der
bedeutendsten Forst- und Rüdemänner des ausgehenden Jahrhunderts ist es
zu danken, daß dieser intelligente, leicht abzurichtende und vielseitig
verwendbare, mittelgroße Hund aus ganz wenigen noch greifbaren
Exemplaren zu seiner heutigen Bedeutung gelangte. Feinste Nase,
Spurwille, Spurlaut, Stöber -, Wasser– und Bringfreude sowie
Raubwildschärfe sind Zuchtforderungen, denen sich die drei wesentlichen
Farbschläge – die Braunen, Braunschimmel und Gebrandelten (neben anderen
weniger vorkommenden) mit ihren Führern zu stellen haben Der heutige
Deutsche Wachtelhund ist längst nicht mehr nur der Försterhund oder der
Hund des Waldjägers, sondern den Weidmännern in den Bruch- und
Rohrpartien Mecklenburgs und Vorpommerns mit verlandenden Seen und
Mooren ebenso unentbehrlich geworden. Bei sorgfältiger
Abrichtung ist er ein Vollgebrauchshund, zeigt dann vorzügliche
Verlorenbringerarbeiten und gute Leistungen auf den verschiedensten
Rotfährten. Er ist ein
schneidiger Saufinder und hoch passionierter Hund im Wasser – und, er
fügt sich in einen Jägerhaushalt mit Kindern sehr gut ein. Seine beiden
wichtigsten Farbschläge, der ältere braune führige Grobzellerstamm (der
aber durch die HD-Selektion große Einbußen erlitt) und der feinzellige,
feinnervige und weitjagende Braunschimmel ermöglichen jedem Weidmann,
nach vorhandenem Revier und persönlichem Wunsch seinen Wachtel zu
suchen. Über die Roten kann man geteilter Meinung sein; Friess mochte
sie nicht. Darüberhinaus
arbeiten auch Jagdhunde anderer Rassen beim Stöbern, wenn sie
entsprechend angeleitet sind, haben aber, so besonders die großen
Vorstehhunde, begreifliche Probleme im dichten Rohr und Verhau -
besonders im Kampf mit den Sauen und im eisigen Bruch und verschilften
Wasser.
|
|
|
Was heißt Stöbern?
Wild aller Arten
soll in Dickungen, Rohr und Bruch gefunden und herausgetrieben und dann
möglichst vor die Schützen gebracht werden. Dabei wird dem
lauten Stöbern der unbedingte Vorzug gegeben. Der stöbernde Hund wirkt
als Treiber allein oder mit den Treibern gemeinsam. Gut stöbernde Hunde
verlassen das Treiben kaum, lassen sich von Jagdhelfern und Jägern
notfalls zurückschicken und kehren, falls doch mal Wild aus dem Treiben
heraus verfolgt wird, verhältnismäßig rasch zurück. Sie stöbern
systematisch, arbeiten mit tiefer und hoher Nase, um Wild zu finden und
suchen und jagen mit tiefer Nase auf Spur oder Fährte. Ihr Einsatz bei der
Jagd gewinnt immer größere Bedeutung, da sie ja neben der sorgfältigen
Arbeit für ihren Führer auch große Leistungen bei den kleineren oder
größeren Bewegungsjagden, den Drück- und- Ansitzdrückjagden bringen
müssen. Dabei zeigt
allerdings der Deutsche Wachtelhund zumeist ein besonderes Verhalten. Er
ist weniger ein Meutehund, als vielmehr Einzeljäger, ruft die anderen
Hunde nicht herbei, kommen diese aber aus der Erfahrung seines Stell-
oder Faßlauts, läßt er meist vom Stück ab und sucht weiter. Er jagt am
liebsten allein und für seinen Leithund. Diese Bindung wird immer
deutlicher, je enger der Familienanschluß ist. So ist neben der
Suche vor der Flinte die Stöberjagd die wichtigste Jagdform im Herbst
und Winter und verlangt große Leistungen von den Hunden, da kaum ein
Wochenende vergeht, wo sie nicht schwer arbeiten müssen. Viel wird über die
Jagd mit der Meute geredet. Meuten, die sich erst am Jagdtag finden,
bringen kaum den gewünschten Erfolg und sind bald in „alle Winde
zerstreut“. Treffen verschiedene Stöberhunde immer wieder bei Jagden
zusammen, dann lernen sie rasch, miteinander zu reagieren und
gemeinschaftlich zu jagen, wobei sie bald dem nicht immer schnellsten,
aber findigsten unter ihnen, dem mit dem Laut am Wild folgen lernen. Die ideale Weise
beschreibt unnachahmlich R. Friess in seinem Buch „Hatz –Watz“.
|
|
|
Der Laut des Hundes
ist beim Stöbern
ausschlaggebend. Er ist Musik für das Ohr des Jägers wie des Rüdemannes.
Seine Klangfülle,
der Umfang des Lautes, die Klangfarbe zeigen den Fortgang des Jagens,
zeigen – besonders bei den Wachteln - oft auch die Wildart an. Der stumme Hund war
und ist für die Wildbahn ein besonderes Übel, ja oft eine Geißel. Für eine
ordentliche Stöberjagd ist ein stumm jagender Hund nahezu unbrauchbar.
Das Wild kommt, vom stummen Hund aufgeschreckt, meist in heilloser
Flucht, überraschend. Dann sind schlechte Schüsse oder Fehlschüsse die
Folge, Unruhe unter dem Wild auf längere Zeit das Ergebnis. Stumm jagende Hunde
gleichen in ihrer Wirkung auf das Wild den wildernden Hunden – und so
werden sie wie der Wolf gefürchtet, schaffen Entsetzen und kopflose
Flucht. Der spur- und
fährtenlaute Jagdhund beunruhigt das Wild nur kurze Zeit; wird es nicht
aufgestöbert, jagt der Hund spurlaut auf anderer Spur oder Fährte, so
stellt sich der Sprung Rehwild ein paar Fluchten weiter ein, zieht das
Rudel vorsichtig, den Laut beachtend, außer Wind. Der Lautstöberer
soll gezügelt werden, ohne Einwirkung seines Führers und doch gleichsam
in seiner Hand jagen, und er soll, wenn irgend möglich, bogenrein
werden, d.h. Wege, Gestelle und andere Dickungsränder sollen den Hund
veranlassen, umzukehren. Sehr gute
Stöberhunde werden kaum nur erzogen, sie müssen die Anlagen für diesen
ursprünglichsten Arbeitszweig über Generationen vererbt in sich tragen. Wald- und
Wasserstöberarbeit verlangt vom Hunde selbständiges Handeln. Hierbei ist
er auf sich gestellt, kann kaum vom Führer geleitet werden, er muß auf
„eigenen Füßen stehen“, seine Nase gebrauchen und, weil oft allein
jagend, eine besondere Festigkeit des „Charakters“, also ein starkes,
sicheres Wesen, Arbeitsfreude, unbedingten Spurwillen und rechte
Wildschärfe besitzen.
Über das Wie, den
Junghund zum sauberen, planmäßigen, bedachten Stöbern (Wildfinden) zu
erziehen, gibt es im Schrifttum sehr viele gute Hinweise. Hier ist nicht der
rechte Ort, Abrichtungsvorschläge zu geben, nur ein Rat sei erlaubt: so
viele Bücher, so viele Meinungen, jedoch für einen Weg muß sich der
Hundeführer entscheiden, nicht für ein Sammelsurium verschiedenster
Ratschläge, und er tut gut daran, zu beachten wie er selbst und sein
Jüngling wesensmäßig veranlagt sind. Die noch immer
besten Erläuterungen für das Lautstöbern kommen aber (nach meiner
Auffassung) von Rüdemännern wie R. Friess, Lux, Dr. Schlemm und den
Leistungsrichtern der jeweiligen Rasse. Doch ein Tip sei
noch erlaubt: wichtiger als die umfassende Kenntnis der einschlägigen
Literatur ist ganz am Anfang, sich in die Seele seines Hundes
reinzuleben. Dennoch soll man
sich in die Prüfungsordnung reinfinden, damit beide lernen, was von
ihnen auf dem schweren Wege zum Können verlangt wird. Dieses jagdliche
Können wird danach eine Gedächtnisleistung, also Ergebnis der ständigen
Übung und der Erlebnisse, es wird Erfahrung. Gedächtnis aber
nennt man die Fähigkeit, Wahrgenommenes zu behalten, es sich zu merken
und es wieder hervorzubringen, sich zu erinnern. Doch es gibt wohl
kaum einen Hund, der das Erlernte ohne Wiederholung dauernd behält, es
gewissermaßen "griffbereit" hat, auch dann nicht, wenn er die Grundlagen
dazu über Ahnenreihen ererbt hat. Wiederholung ist die Mutter der
Weisheit. Betrachten wir nun
die einzelnen Arten des Stöberns, so muß schon hinsichtlich der
Landschaft, in der gejagt wird, ein oft erheblicher Unterschied gemacht
werden. Der Stöberhund in
den bergigen Wäldern Thüringens, des Erzgebirges, u.s.f. muß anders
arbeiten als sein Verwandter in den bewaldeten Ebenen der Kurmark,
Mecklenburgs oder Pommerns. Kann der Stöberer
im flachen Revier noch auf Unterstützung der Jagdhelfer rechnen, so ist
der Waldstöberer in den zerklüfteten Schluchten, zwischen den steilen
Hängen der Bergwälder fast ganz auf sich gestellt, vermag ihm doch kein
Treiber zu folgen und zu helfen. Ganz ähnlich, wenn
auch in anderer Umgebung, müssen die Stöberhunde in den dichten
Rohrwäldern Mecklenburger Seen, in den Weidendschungeln alter Torfstiche
und den verlandenden Seen arbeiten. Auch hier vermag
der Jäger oder die Jagdhelfer nicht immer zu folgen, sitzen doch die
Rotten oft in ihren Kesseln unmittelbar am Seerand auf morastigem,
schwankendem Grund und nur der schneidige Saufinder, der wildscharfe
Stöberer treibt die Schwarzkittel aus diesen Einständen. Bei den
kombinierten Ansitz-Drückjagden finden diese Hunde reichlich Arbeit und
geben, selbst angehalst, dem mittreibenden Jagdhelfer sichtbare Hinweise
wie sonst dem Führer eines Stöberhundes auf der Pirsch, sofern man nur
bereit ist, richtig den Hund zu beachten. Doch mit dem
Stöbern bei der Schalenwildjagd gibt sich der Führer eines solchen
Hundes noch nicht zufrieden. Keiner möchte auf jene Leistungen
verzichten, die gerade die wasserfreudigen Hunde zeigen und die beim
Stöbern auf die Breitschnäbel das Herz eines jeden Weidmannes vor
Begeisterung rascher schlagen lassen. Hier muß die gute Nase mit
gewissenhafter, ruhiger Suche gepaart sein, um jede Bülte, jedes
verwickelte Gerank der Brombeeren, Nesseln und Binsen zu überprüfen.
Charakterfestigkeit, Wesensstärke und ein unbändiger Finderwille
zeichnen diese Hunde aus, die, naß von Brackwasser und Morast, das Haar
von Kletten, Zweizahn und „Priesterläusen“ verfilzt, die Lider und Läufe
vom Schilf zerschnitten und von Rohrstoppeln zerstochen, dennoch nicht
aufhören, ehe nicht die letzte Ente hochgemacht, noch das letzte
Bleßhuhn rausgedrückt sind. Und trotz aller
Umsichtigkeit der Schützen geht dann doch noch so mancher geflügelte
Erpel zurück in das Röhricht, und der brave vierläufige Weidgeselle muß
erneut rein, damit es zum Schluß heißen kann:“
So brav, mein Hund,
Apport.“ Vergessen wir auch
nicht, daß Stöberhunde außer ihrer Spezialdisziplin noch andere Arbeiten
beherrschen. Sei es die Arbeit am Raubwild, die den kleinen schneidigen
„Rabauken“, den Jagdterrier auszeichnet, oder das gekonnte Buschieren,
das Finden des Wildes zwischen Hecken, Wällen und Knicks, die ein
arbeitsfreudiger Cocker-Spaniel wie kaum ein anderer beherrscht, das
Verlorenbringen des Hasen und die Apportierfreudigkeit an Ente, Hase und
Gans, die der gründlich eingearbeitete Deutsch-Wachtel ebenso vorzüglich
zeigt, wie er bei frühzeitiger und ruhiger Führung auf der Rotfährte zum
Stück findet. Damit aber alle
diese Leistungen gebracht werden können, muß schon der junge Hund
gearbeitet und gefordert werden, muß aber auch sein Führer bei aller
bekannten Selbstlosigkeit und Passion Hilfe und Unterstützung erhalten. Deshalb sei zum
Abschluß der Gedanken über die Stöberhunde gestattet, einige notwendige,
auch kritische Bemerkungen zur Jagdhundehaltung und deren moralischer
und materieller Sicherstellung zu äußern.
1.
Es beginnt bereits beim Kauf und den späteren
Ausbildungsversuchen, setzt sich über die Prüfungen und die jagdliche
Führung fort und zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte
Jagdgebrauchshundehaltung – der mehr oder weniger ausreichende Schutz
und der Versicherungsschutz für die Hunde. Wer weiß und miterlebt, wieviel Arbeit,
welche Kosten und manche Entsagung durch die Hundeführer aufgewendet werden, um wohl
auch für sich, jedoch in der Hauptsache bei gemeinschaftlichen Jagden
einen firmen Hund zu führen, den kann der gegenwärtige Zustand nicht befriedigen. Jeden Jagdunfall,
jede Verletzung trägt der Besitzer eines solchen Hundes zumeist allein. Der Versicherungsschutz
reicht dabei nicht aus.
2.
Nach wie vor bleibt es dem Hundeführer überlassen, wenn es darum
geht, einen liederlichen, gewissenlosen Schützen zur Verantwortung zu
ziehen, dessen vorschneller, oder von Jähzorn getriebener Zeigefinger
das Leben eines Jagdhundes beendete. Hier gehört endlich eine klare
gesetzliche Form her, die notfalls, je nach Lage des Falles, bis zum
Entzug der Jagderlaubnis geht.
Werden doch nachweislich immer mehr
Jagdhunde „bei der Jagd“ erschossen. Da grausen mich die roten
Halsbänder, die Hundeführer heute ihren Hunden vor den Drückjagden
umlegen müssen. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn immer weniger gute
Hunde für die Allgemeinheit eingesetzt werden und dann irgendwelche
Treiberhorden mit Blitzknallern, Schreckschußpistolen und
Kanonenschlägen den Rotten zu Leibe wollen. Die Krönung dessen ist dann
ja wohl der Einsatz von Hubschraubern, damit die Treiberscharen per
Mobiltelefon dirigiert werden können.
Es kann nicht sein, daß angesichts der
engen Revierverhältnisse in weiten Bereichen mit übergreifenden Wald-
und Rohrpartien Pächter und Eigenjagdbesitzer den rücksichtslosen
Abschuß der bei der Jagd oder Ausbildung überjagenden Hunde fordern. So
bogenrein ist kein Hund, daß er einen verwachsenen Graben, eine mit
Weihnachtsbäumen bepflanzte Stromtrasse als Grenze erkennen kann.
3.
Nach wie vor, eher zunehmend, gibt es von vielen Jagdhundeführern
Beschwerden über mangelnde Hilfe und fehlendes Verständnis,
die eine Vorbereitung der jungen Hunde auf die Prüfungen behindern und
damit den Erfolg späterer Arbeit, oft auch für den unwilligen Nachbarn,
in Frage stellen. Und es sind eigenartigerweise besonders jene Zeit– und
Weidgenossen, die von Hunden zwar keinen Schimmer, dennoch am lautesten
über scheinbar noch unfertige Hunde mäkeln. Man sollte schon in einem
Pachtrevier, und bei gutem Willen für die Hasenspur auch nebenan,
bestimmte Teile nennen, in denen die jungen Hunde ausgebildet werden
können. Parforce in der Scheune oder Stube geht vieles nicht, am besten
gar nichts.
Dazu eignen sich vornehmlich solche
Gebiete, die wenig von Straßen durchkreuzt, prüfungsnahe Verhältnisse
für lange Hasenspuren als wichtigste Voraussetzung zur Beurteilung der
Hundeanlagen bieten, aber in denen auch Wasserarbeiten und später
Schweißfährten geübt werden können. Nicht jeder hat Wald, nicht in jedem
Revier liegen Blänken oder Seen.
Dennoch sollten sich die Hundeführer der
Stöberhundrassen wie aller anderen Jagdgebrauchshunde nicht entmutigen
lassen, damit auch zukünftig das Geläut unserer vierläufigen Gefährten
die Jagden begleitet und am Ende manches schönen Jagdtages das Halali
der Bläser auch den Erfolg zahlreicher, leistungsstarker Stöberhunde
besingt.
„Ein guter Jäger macht einen guten Hund
- und ein guter Hund macht einen guten Jäger.“
nach
oben
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|